L-Galerie

L wie Leerstand. Er ist allgegenwärtig – nicht erst seit den Corona-Lockdowns. Die Brachen im Strukturwandel des Einzelhandels sprechen seit Jahren Bände. Man muss ihnen nur zuhören. Sie erzählen von Misswirtschaft, verfehlter Stadtplanung und blinder Renditegläubigkeit, von Märkten und Marken, die auf der Müllhalde der Konsumgeschichte gelandet sind. Viel Worte braucht es da nicht. Anderseits aber haben leerstehende Geschäfte einen gewissen Charme, der über allem steht. Und sie stehen auch für Aufbruch. Sie schreien geradezu nach Zwischennutzung, nach kreativer Bespielung und Umnutzung. Denn unsere Städte sind mehr als banale Orte des Warenaustauschs. Ihre Geschäfte, ihre Viertel, ihre Gebäude sind identitätsstiftende Merkmale. Lassen wir uns deshalb auf die „Ästhetik des Leerstands“ ein. In jeder toten Fläche wohnt ein Anfang inne. Fotos: © Andreas Haderlein

Digitale Aufenthaltsqualität?!

Auch eine vom HDE verordnete Sonntagsöffnung hätte diesem innerstädtischen Lädchen in der B-Lage nicht geholfen. Mit einem Nischensortiment verkriecht man sich heute – zu Recht – gerne ins Netz.

Leerstand auf bretonisch

Wo hierzulande Discountbäcker aufpoppen, bleibt in der Bretagne ein ästhetisch ebenso reizvolles wie bedrückendes Mahnmal und die Einsicht, dass auch im Land des knusprigen Stangenbrots Verkaufen schwieriger wird – auch ohne Internet. Gesehen in Bégard, unweit von Lannion im Norden der Bretagne.

Stadtteil(k)lage

Schon mal bessere Zeiten gesehen: Schaufensterfront und Lager in Stadtteillage. Schon ewig. Erbstreit?

Ausgetakkot

Noch nicht einmal ein Jahr hielt sich dieser Shop von TAKKO Fashion in der Leipziger Straße in Frankfurt-Bockenheim. Ausgerechnet vis-à-vis des weltweit zweiten Zalando Outlet Stores. Der Nachfolger heißt TEDI. Trading-up der Stadtteillage sieht anders aus.

Volle Tüten, leere Läden

Wann kommt es eigentlich in der Maklerbranche an, dass Shopping auf der Roten Liste der gefährdeten Kulturtechniken steht? Gesehen irgendwo in einer Kleinstadt im Taunus.

Ohne Worte

... könnte so manch ein Vermieter einen besseren Eindruck hinterlassen. Eigentum verpflichtet zwar nicht zur Rechtschreibung, aber zum Nachdenken darüber, ob die Vermietung von Gewerberäumen heute noch ein Selbstläufer ist.

Abgeworben

Ein innerstädtisches Shoppingcenter kann fatale Folgen für eine gewachsene Agglomeration haben – wie hier in der Lüneburger Straße im Hamburger Stadtteil Harburg.

Verdrängt

Wo ein Primark und diverse Formate mit Outlet-Charakter stehen, da hat es der Herrenausstatter Pohland schwer – und schließt 2014. Gesehen in Frankfurt, Zeil.

Abkassiert

Schleckerland ist abgebrannt – und keiner will sich die Finger an den Flächen in unattraktiver Stadtteillage verbrennen. Wann kapieren die Eigentümer, dass Tante Emma in Rente gegangen ist – gegangen wurde? Gesehen im Frankfurter Stadtteil Ginnheim.

Notausstieg

Hat das Warenhaus den Notausstieg gefunden? Gesehen in Düsseldorf, Berliner Allee.

Eiszeit

Klamotten werden hier schon lange nicht mehr verkauft. Auch die Zwischennutzung als Eisdiele scheiterte, während vor den Fenstern der wöchentliche Bauernmarkt tobt. Gesehen in Frankfurt am Main, Konstablerwache.